Als das Bundeskabinett vor genau zehn Jahren die Aussetzung beziehungsweise Abschaffung der Wehrpflicht beschloss, endete eine lange Ära: Seit 1956 wurden junge Männer zum Wehrdienst eingezogen, um „der Bundesrepublik treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“, wie es im Text des Eides der Bundeswehr heißt. Was vor zehn Jahren als vermeintlicher Durchbruch in eine fortschrittliche Zeit gepriesen wurde, entpuppt sich nun immer mehr als „Riesenfehler“, wie selbst die SPD-Wehrbeauftragte Eva Högl eingestehen muss.
Dieses Eingeständnis kommt nicht ohne Grund. Ein Jahrzehnt nach der Aussetzung der Wehrpflicht leidet die Bundeswehr unter massivem Personalmangel, vor allem aber unter einer wachsenden Entfremdung zwischen Soldaten und Gesellschaft. In ihrem Grundsatzprogramm fordert die AfD deshalb seit Langem, den Grundwehrdienst für alle männlichen deutschen Staatsbürger im Alter zwischen 18 und 25 Jahren wieder einzuführen. Denn Wehrpflicht bedeutet nicht nur militärische Ausbildung, sondern auch Persönlichkeitsbildung und Stärkung von gesellschaftlicher Identifikation mit unseren Soldaten.
Freilich ist die Wehrpflicht allein kein Allheilmittel. Zukunftsfest kann Deutschlands Verteidigungsfähigkeit nur werden, wenn es auch zu einem Mentalitätswandel kommt, der das Militärische und Nationale nicht mehr unter Generalverdacht stellt. Genau dafür haben aber insbesondere die beiden letzten Verteidigungsminister Ursula von der Leyen und Annegret Kramp-Karrenbauer (beide CDU) gesorgt, indem sie den notwendigen und wichtigen Kampf gegen Extremismus mit pauschalen Anschwärzungen verbunden haben. Was es braucht, ist also eine Rückkehr zu gesundem nationalen Selbstbewusstsein – damit der Eid der Bundeswehr Niemandem mehr Schauer über den Rücken jagt, sondern als Selbstverständlichkeit einer normalen Nation begriffen wird.
Tagesschau.de: „Als Deutschland die Wehrpflicht abschaffte“.