Indem die anderen Parteien die Beschneidung zum Asylgrund erklären und die Ursachen verschweigen, erweisen sie den Frauen einen Bärendienst.
Die frauenpolitische Sprecherin der AfD-Delegation im EU-Parlament, Christine Anderson, bewertet die vom EU-Parlament Mitte Februar 2020 angenommene Resolution zur weiblichen Genitalverstümmelung als leere Lippenbekenntnisse, die weder den betroffenen Frauen helfe noch die damit einhergehenden kulturellen Zusammenhänge beim Namen nenne. Die AfD-Delegation hatte mit der Fraktion ,,Identität und Demokratie‘‘ einen eigenen Entschließungsantrag verfasst, der die Probleme rund um die weibliche Genitalverstümmelung ungeschönt beim Namen nennt. Mit diesem Entschließungsantrag hatte sich das EU-Parlament aber gar nicht erst befasst.
Hauptkritikpunkt von AfD und ID-Fraktion ist, dass in der vom EU-Resolution zur weiblichen Genitalverstümmelung die kulturellen und religiösen Hintergründe hinter diesem barbarischen Akt ausgeklammert und überhaupt nicht thematisiert werde, dass weibliche Genitalverstümmelung irgendetwas mit dem Islam und seiner Kultur zu tun haben könnte. Die Empirie indes sage etwas völlig anderes: Hauptverbreitungsgebiete der weiblichen Genitalverstümmelung sind das westliche und nordöstliche Afrika sowie der Jemen, der Irak, Indonesien und Malaysia, d. h. allesamt stark islamisch geprägte Regionen und Länder. Wer dies vor lauter politischer Korrektheit und Kultursensibilität verschweige, erweise den betroffenen Frauen einen Bärendienst.
Christine Anderson macht deutlich: ,,Es nützt nichts, wenn man so tut, als hätte dieses grausame Verbrechen nichts mit einer bestimmten Kultur oder einer bestimmten Religion zu tun, denn wir alle wissen: der Islam ist Frauenverachtung in Reinkultur! Wer das nicht klar benennt, der kann die Probleme auch nicht lösen. Deshalb sage ich ganz klar: die weibliche Genitalverstümmelung gehört genauso wenig zu Europa, wie ein Islam, der solche Grausamkeiten einfordert!”
Der Ansatz der anderen Parteien, Asyl für genitalverstümmelte Frauen zu gewähren, bewirke laut Anderson Fehlanreize, die die Situation nur verschlimmern würden: ,,Es hilft nichts, wenn man einen priorisierten Asylanspruch für die Opfer schafft. Damit schafft man nur weitere Motive, um noch mehr Mädchen dieser menschenverachtenden Praxis auszusetzen, indem man sie dann als ,Ankerkinder‘ nach Europa schicken kann.‘‘
Die allgegenwärtige Betroffenheitsrhetorik bringe nichts, so Anderson: ,,Weibliche Genitalverstümmelung bekämpft man nicht, indem man betroffene Reden hält, oder sich Sticker auf die Brust heftet. Gleichzeitig aber, wie im EU-Parlament im Dezember geschehen, meine Initiative abschmettert, mit der ich die Resolution um die Istanbul-Konvention umfangreich um das Thema der weiblichen Genitalverstümmelung erweitern wollte‘‘, sagt Anderson.