Im Schneckentempo auf der Datenautobahn
Im Wahlkampf ging ein Thema beinahe völlig unter: die Digitalisierung. Zwar war sie für die eine oder andere Partei ein beliebtes Schlagwort, doch blieb es meist bei populistischen und inhaltsleeren Parolen. „Digitalisierung ist in der deutschen Politik leider noch immer ein Fremdwort“, erklärt der 25-jährige AfD Abgeordnete Stefan Herre. „Das darf nicht verwundern, denn die meisten Verantwortlichen sind in einem Alter, in dem sie nur bedingt mit dem Internet aufgewachsen sind und deshalb die Möglichkeiten dieser Technologie nicht begreifen.“ So sei es auch nicht überraschend, dass sich die entsprechende Internetseite der baden-württembergischen Regierung noch immer im Aufbau befinde…über zwanzig Jahre nach Einführung der kommerziellen Internetnutzung: https://mlr.baden-wuerttemberg.de/de/unsere-themen/laendlicherraum/breitbandausbau/
Von schneller Internetverbindung profitiert gesamte Gesellschaft
Während man in der Wirtschaft mit der Vernetzung sämtlicher Lebensbereiche experimentiert, ist das Land überzogen von weißen Flecken – so auch der Zollernalbkreis. „Im Jahr 2017 reden wir darüber, dass manche Gemeinden im ländlichen Raum nicht über die nötige Internetgeschwindigkeit verfügen, die die immer größer werdenden Datenmengen kompensieren können“, so Herre. „Die Bevölkerung fernab der Städte ist somit abgehängt von einer Entwicklung, die wesentlich ist für das private und berufliche Leben.“ Herre, der ein großer Anhänger des modernen Büros ist und somit die familienfreundliche Homeoffice-Möglichkeit unterstützt, sieht auch im wirtschaftlichen Bereich große Defizite: „Eine Glasfaserleitung auf dem Land könnte für die ein oder andere Firma ein Grund sein, aus den teuren Städten wegzuziehen. Das würde wiederum zu Arbeitsplätzen in kleineren Gemeinden führen. Von einer schnellen Internetverbindung profitiert die ganze Gesellschaft.“
Glasfasernetzausbau kommt viel zu spät
Dass man nun im Zollernalbkreis damit beginnen will, das Glasfasernetz auszubauen, sieht Stefan Herre mit gemischten Gefühlen: „Endlich wird etwas getan, nachdem die großen privaten Anbieter erklärt hatten, dass sich ein Ausbau nicht rentiere. Doch es ist erschütternd, dass die Verantwortlichen jahrelang kaum etwas unternommen haben.“ Herre sieht nicht nur die Politik vor Ort in der Pflicht, für ein schnelles Internet zu sorgen, sondern weitet seine Forderung auf die Bundesregierung aus: „Heutzutage besteht eine gute Infrastruktur nicht nur aus einem umfangreichen Verkehrsnetz, sondern eben auch aus schnellen Datenwegen. Das Internet der Dinge, das eine Vernetzung von allem vorsieht, ist schon längst keine Zukunftsvision mehr. Es ist Realität.“ Deshalb müsse die neue Bundesregierung umgehend nach ihrer Einsetzung an Konzepten und der Finanzierung des Breitbandausbaus in Deutschland arbeiten. „Schnelle Internetleitungen – vor allem im ländlichen Raum – müssen vom Bund gefördert und finanziert werden. Sonst verliert Deutschland sehr schnell den Anschluss. Und das wäre für ein Land, das völlig vom Export abhängig ist, eine Katastrophe“, fasst Herre zusammen.