15. August 1971, Washington D.C.: Vor exakt 50 Jahren beendete US-Präsident Nixon per einseitigem Dekret und Fernseh-Ansprache https://www.youtube.com/watch?v=iRzr1QU6K1o die fixe Einlösbarkeit des Dollars gegen die wahre Leitwährung der Welt, nämlich Gold. Er sagte „vorübergehend“ / „temporarily“ – aber gemeint war „endgültig“ – also bis heute nun schon 50 Jahre – Ende unabsehbar. Seit 1971 haben volle drei Generationen an Wirtschaftswissenschaftlern, Bankern und normalen Menschen die bis 1971 über Jahrhunderte selbstverständliche Geldwelt mit einem realen Währungsanker nicht mehr selbst kennengelernt. Das Schließen des Goldfensters war das faktische Ende des Bretton-Woods-Systems – und es war der Moment, an dem das internationale Geldsystem endgültig und erstmals in der Geschichte weltweit deckungslos aus den Gold- und Silber-Fugen geriet. 35 Dollar je Gold-Unze war der damalige Kurs. Heute sind es 1800 Dollar je Unze. Das entspricht einem Wertverlust des Dollars von über 98%.
Doch nicht allein diese nominale Entwertung des Dollars ist das Problem. Mit dem Schließen des Goldfensters wurde eine Bewegung in Gang gesetzt, die nach und nach die Strukturen der damals noch vergleichsweise marktwirtschaftlich organisierten Wirtschaft erodieren ließ. Mit der Inflationierung des Dollars und dem Gelddrucken aus dem Nichts kamen die Blasen an den Aktienmärkten, der Aufstieg des Investmentbankings, schließlich die Abwicklung der Deutschland AG. Weiterhin die Explosion der Notenbankbilanzen und damit der Staats- und Unternehmensschulden, die immer weiter aufgehende Schere zwischen Arm und Reich, die Zurückdrängung des Mittelstands. Schließlich die fortlaufende Ausweitung des Staatssektors, die Abschaffung des Zinses durch die Notenbanken, die Enteignung der Sparer, die Zurückdrängung des Bargelds, immer weitergehende Überwachung, Altersarmut, die große Verunsicherung der Menschen hinsichtlich einer stabilen Altersvorsorge und natürlich wiederkehrende Finanzkrisen. All das sind Konsequenzen des Fiat-Money-Systems, welches ursprünglich 1914 ins Leben gerufen und 1971 durch Nixon vollendet wurde.
Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass Nixon am 15. August 1971 seine Aktionen gegen Gold ausgerechnet damit begründete, er wolle „die Spekulation“ bekämpfen. Die Wahrheit ist, dass Nixon am 15. August 1971 schlichtweg dem Offenbarungseid eines leeren Staatsgold-Tresors zuvorkam, indem er „das Goldfenster schloss“, wie es noch heute euphemistisch heißt!
Tatsächlich war die einseitige Aufkündigung von Bretton Woods und damit des 1944 der Welt gegebenen Versprechens zur Goldeinlösung aller Dollarguthaben heute vor fünfzig Jahren eine der bedeutendsten Zäsuren in der Wirtschaftsgeschichte. Wir leben seitdem alle ungewollt und bis auf Weiteres unumkehrbar in einem riesigen Papiergeldexperiment, in dem das (Geld)vermögen der Welt aus nichts als Schulden besteht, die niemals zurückgezahlt werden können.
Kaum eine gesellschaftliche Fehlentwicklung des 20. und 21. Jahrhunderts kann NICHT mit diesem Papiergeldexperiment in Verbindung gebracht werden. Kein Krieg seit 1914 hätte ohne das ungedeckte Machtgeld in der brutalen Intensität des „modernen“ 20. Jahrhunderts geführt werden können. Die zwar allmähliche aber doch zielstrebige Entwicklung von freiem Waren(gedeckten) Geld bis 1914 hin zu völlig ungedecktem und per staatlichem Zwang dekretierten Monopol-Schuldgeld dann ab dem 15. August 1971 war die Ursache der meisten gesellschaftlichen Katastrophen der „modernen“ Neuzeit.
Dennoch wird es am 15. August 2021, also 50 Jahre danach, keine Gedenk-Veranstaltungen geben. Es wird keine Demonstrationen „In memoriam Gutes Geld“ geben, obwohl in Zeiten von „Next Generation EU“ und des damit verbundenen finalen Staatsputsches gegen das deutsche Volk bzw. gegen die eigentlich verfassungsrechtlich unabdingbare Haushaltssouveränität des Deutschen Bundestags genau dies angebracht wäre. Zu gering ist immer noch die öffentliche Sensibilität für das Thema, zu stark der Politik-Presse-Propaganda-Komplex, der das Thema vollständig ignoriert oder die Debatte ablenkend auf Nebenkriegsschauplätze wie „Vollgeld“, „Modern monetary theory“, „Freigeld“, „Trennbankensystem“ oder gar Kryptowährungen verlagert. Die Universitäten tun ihr Übriges, indem sie das Thema Inflation(spotenzial) fast völlig totschweigen, aus ihren Modellen verbannen und in Einführungslehrbüchern bagatellisieren. Die Österreichische Wirtschaftstheorie ist die einzige ökonomische Schule, die seit jeher vor den Gefahren der Inflation und allen mit ihr verbundenen Fehlentwicklungen warnt, doch an kaum einer Universität wird sie gelehrt.
Darum wird der Verbannungsakt durch Nixon damals wie heute von den wenigsten Menschen als das erkannt, was er war: der größte Vertragsbruch der Geschichte und die Bankrotterklärung der USA. Aufgrund überzogener Sozialprogramme wie auch aufgrund des Vietnam-Kriegs hatten die USA in den 1960ern erhebliche Zahlungsbilanzdefizite gegenüber dem Rest der Welt aufgebaut. Schon seit den 1950ern waren die riesigen Goldbestände der Siegernation des Zweiten Weltkriegs USA von über 20.000 Tonnen zügig abgeschmolzen. Es war für die USA schon seit etwa 1967 sicher erkennbar, dass entweder die US-Staatsdefizite oder aber das Bretton Woods Dollar-Gold-System enden würden müssten, weil die USA schon bald nicht mehr in der Lage gewesen wären, die Dollarbestände anderer Staaten in Gold zu tauschen. Nach der Abforderung der französischen Goldreserven durch de Gaulle 1966 hätte es bereits schnell zu Ende gehen können. Doch Deutschlands 1967 im Blessing-Brief zugesicherter Nicht-Umtausch der deutschen Dollarvorräte aus stetig wachsenden Handelsüberschüssen mit den USA verzögerte den Offenbarungseid der USA immerhin noch um mehrere Jahre. Lesen Sie hier meine sprachlich korrekte aber politisch inkorrekt kommentierte Übersetzung von 2011 dieses wichtigen Briefs des damaligen Bundesbankpräsidenten Karl Blessing:
„No blessings for Blessing“ http://www.pboehringer.com/post/bo-blessings-for-blessing-der-b-brief-er/ Die Deutschen in Form ihres Gold-„Treuhänders“ Deutsche Bundesbank retteten mit diesem Brief das Bretton Woods System noch für volle vier Jahre – bis eben 1971 das Goldfenster dann doch und endgültig geschlossen werden musste… Blessing verzichtete für Deutschland damals auf mehrere Tausend Tonnen Gold, ohne den deutschen Arbeiter, der dieses Gold mit seinen Außenhandelsüberschüssen erwirtschaftet hatte, zu fragen. Bis heute wären die von Deutschland seitdem erwirtschafteten Goldtonnagen unvorstellbar groß: Alleine nur die aktuellen deutschen Target2-Forderungen ließen sich in einem hypothetisch weiterbestehenden Bretton Woods-System zugunsten des deutschen Staatsvermögens in etwa 22.000 Tonnen Gold umtauschen – gut das Sechsfache des offiziellen deutschen Staatsgoldbestands oder die siebenfache Weltjahres-Goldförderung oder das deutsche Steueraufkommen aus über 100 Millionen Mannjahren Arbeit!
Letztlich gelang es Präsident Nixon mit diplomatischem Schweigedruck auf Dollarhalterstaaten und mit einigen rhetorischen Nebelkerzen und schwulstigen Ausführungen, die Öffentlichkeit zu beruhigen. Schon damals lebte ein Großteil der westlichen Welt in der kollektiven Psychose des Falschgeldexperiments: in einer schuldenfinanzierten Schönwetter-Matrix, aus der die Menschen zwar eines Tages erwachen müssen, falls sie nicht warten wollen, bis der umfassende Schulden-Default sie gewaltsam herausreißt; aus der sie aber bislang partout nicht erwachen wollen.
Damals wie heute waren der Großteil der Bevölkerung bereits Gefangener der eigenen Brot-und-Spiele-Mentalität; und so wurden Nixons Ausführungen genauso wenig hinterfragt wie heute die Ausführungen von Christine Lagarde oder Olaf Scholz.
Seinerzeit erklärte Präsident Nixon: „Die Spekulanten sind schuld an den Dollar-Problemen; wir sichern Jobs für den amerikanischen Arbeiter, wir verteidigen und stabilisieren den Dollar durch zeitweise Aussetzung der Gold-Einlösbarkeit, wir bekämpfen unfairen ausländischen Wettbewerb.“
Weite Strecken in Nixons Ansprache von 1971 sind ideell sehr verwandt mit den Reden der heutigen Politiker und Ökonomen, d.h. verlogen und vulgärkeynesianisch.
In jüngerer Zeit heißt es bei Merkel und Lagarde: Der „Green Deal“ der EU, finanziert über die völlig neuen 800 Kreditmilliarden des „Next Generation“-Schulden-Programms sowie in völligem Etikettenschwindel auch über das angebliche „Corona“-Programm der EZB namens „PEPP“, werde zahlreiche Jobs in Europa schaffen. Alle diese EU-Programme seien dabei „zeitlich begrenzt“ (bis 2060…) – ebenso wie es schon seit 1971 die „vorübergehende“ Notmaßnahme der Aufhebung der Goldeinlösung war… Die Muster sind dieselben, das Falschgeldexperiment ist ebenfalls noch dasselbe; und große Teile der Bevölkerung schlafen weiterhin dem Tag entgegen, an dem sie völlig überrascht aus dem Traum einer permanenten schuldenfinanzierten Wohlstandsvermehrung aufwachen werden. Bis zu diesem Tag X kann es allerdings noch dauern. Zu den Verzögerungstaktiken gehören die Goldpreis-Manipulation, das „Quantitative easing“ bzw. riesige Anleihekaufprogramme der Zentralbanken, Negativzinsen, Bargeldabschaffung, Digitaler Euro, Leerverkaufsverbot, Spekulationsverbot, Gemeinschaftshaftung, usw.
Gäbe es eine in Wirtschafts- und Währungsfragen aufgeklärte Bevölkerung, hätte jede einzelne dieser Maßnahmen bereits einen Aufschrei auslösen müssen, was jedoch nicht der Fall war. Im Gegenteil, die Menschen begrüßen diese Maßnahmen, da man ihnen einredet, es sei nur zu ihrem Besten – damals wie heute. Es gilt immer noch der von Henry Ford geprägte Satz: „Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“ So jedoch wird den Menschen ihre eigene Enteignung –und letztlich Versklavung– mit immer neuen Phrasen schmackhaft gemacht.
Die fast beliebige Manipulierbarkeit einer rein virtuellen Geldwelt ohne Goldanker und die sich daraus ergebende ungeheure Macht durch fast grenzenlose Geldschöpfungsgewinne aus dem Nichts ist zugleich der wesentliche Grund, warum die Politiker weltweit dieses Geldsystem buchstäblich mit allen Mitteln verteidigen. Die Zeche für diese unverdiente, demokratisch nicht legitimierte Macht zahlen alle Bürger über eine nirgendwo kodifizierte aber sehr reale „Inflationssteuer“.
Klar ist: Was aufsteigt, kehrt irgendwann zur Erde zurück. Diese unnatürliche Phase wird enden. Die Notenbanken können für die Politik mit der ständig gesteigerten Gelddruckerei nur Zeit kaufen, indem sie fällige Bereinigungskrisen immer wieder durch Gelddrucken temporär verhindern. Alleine nur die (weitgehend politisch gemachte) Corona-Krise diente den Notenbanken der Welt als Ausrede zu einem neuen „Reflationierungs“-Zyklus des Welt-Geldsystems mit mehr als 15.000 Milliarden Dollar in nur 18 Monaten! Die schon vor Corona bestehende „Allesblase“ bei fast allen Vermögenswerten (Aktien, Immobilien, Kunst, Anleihen) wurde durch diese Reflationierung noch weiter gesteigert. Das ist jedoch nur eine nominale Wohlstandsillusion. Irgendwann bricht das System zusammen.
Was danach kommt, wird jedoch davon abhängen, wer die Deutungshoheit über die dann bestehende Krise hat und welche Lehren gezogen werden. Ein Blick in die Geschichte kann dabei helfen. Gold war und wäre noch heute die beste Versicherung gegen die Allmachtsphantasien der Politik und für den Wiederaufbau der freiheitlichen Gesellschaft.
Es ist völlig klar, dass sich die Verantwortlichen und Hauptprofiteure der großen Geldschöpfungs(gewinn)-Orgie der Endlichkeit ihres Gebildes völlig bewusst sind. Darum besteht leider bereits heute die Gefahr umfassender Ablenkungsmanöver seitens der Verantwortlichen und Hauptprofiteure dieses Systems. Das „Smart Investor“-Magazin vermutet in seiner aktuellen August-Ausgabe darum wohl zurecht:
„Man wird die Notwendigkeit einer deflationären Nullstellung (Great Reset) ganz sicher nicht mit den Webfehlern des herrschenden Geldsystems begründen, sondern auf externe Narrative wie Corona oder Klimawandel zurückgreifen.“