Heute ist Nikolaustag und in vielen christlichen Familien freuen sich die Kinder über die Süßigkeiten und Geschenke, die sie am Morgen in ihren Stiefeln gefunden haben. Aber was hat es denn mit dem Namensgeber, dem heiligen Nikolaus, eigentlich genau auf sich?
Nikolaus von Myra, dem bei katholischen und sogar noch mehr bei orthodoxen Christen eine große Verehrung zuteil wird, war ein Priester und ab dem Jahr 300 auch Bischof in der anatolischen Stadt Myra (heute Demre), die damals zum römischen Reich gehörte. Er wurde im Zuge der letzten römischen Christenverfolgungen vor der Konstantinischen Wende festgenommen und gefoltert, überlebte jedoch und war Teilnehmer des ersten christlichen Konzils von Nicäa, das von Kaiser Konstantin im Jahr 325 einberufen wurde. Auf diesem Konzil soll er einen Tumult verursacht haben, als er den Priester Arius, den Begründer des Arianismus, wegen dessen Position zur Dreifaltigkeit ohrfeigte.
Um das Leben und das Wirken von Nikolaus von Myra ranken sich auch viele Legenden. Er soll zahlreiche Wunder gewirkt haben und gerne andere Menschen, besonders Kinder, beschenkt haben, woraus sich die auch heute noch verbreiteten Nikolausbräuche ableiteten. Einem Mann, der sich gezwungen sah, aufgrund seiner Verarmung seine drei Töchter zu Prostituierten zu machen, soll er die Mitgift für die Mädchen in Form von Gold geschenkt haben, um sie vor diesem Schicksal zu bewahren.
Mehrfach soll er Unschuldige vor Strafe bewahrt haben und auch dem Kaiser selbst im Traum erschienen sein, damit dieser drei aufgrund einer Intrige fälschlicherweise zum Tode verurteilte Offiziere begnadigte.
Seit dem 6. Jahrhundert ist die Verehrung von Nikolaus von Myra als Heiliger in der Ostkirche belegt, erst etwas später begann sie auch in Westeuropa. Vor allem in der Russisch-Orthodoxen Kirche hat Nikolaus eine herausgehobene Stellung unter den Heiligen inne und gilt auch als Schutzpatron Russlands. Auch andere Völker (z.B. Serben und Kroaten), Regionen (z.B. Lothringen) und Berufsgruppen (z.B. Seefahrer, Prostituierte und Gefängniswärter) wählten ihn als Schutzpatron.
Im Jahr 1087 wurden die Gebeine von Nikolaus aufgrund der drohenden Eroberung der Stadt durch die Muslime von italienischen Seeleuten aus seinem Grab in Myra genommen und nach Bari in Italien überführt, wo sie seitdem in einer eigens zu diesem Zweck erbauten Basilika als Reliquien verehrt werden. Im Jahr 2017 wurde diese Reliquien für mehrere Wochen in Moskau und St. Petersburg ausgestellt und von fast zwei Millionen Russen, darunter auch Präsident Putin, besucht, die bis zu elf Stunden anstehen mussten, um den Reliquienschrein berühren oder küssen zu können.
Erst durch die von Martin Luther ausgelöste Reformation, die ja die Heiligenverehrung ablehnt, wurde es üblich, die weihnachtliche Bescherung vom Nikolaustag am 6. Dezember auf Heiligabend zu verschieben. Den Weihnachtsmann als quasi säkularen Nikolausersatz gibt es auch erst seit dem 19. Jahrhundert, einhergehend mit der Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes.