Wenn zahlreiche Linken-Funktionäre gegen die Partei-Intellektuelle Sahra Wagenknecht den Vorwurf der „Rechtsabweichung“ erheben, wie Spiegel online berichtet, dann müssen die Nerven blank liegen. Denn der Begriff weckt wohl nicht zufällig Assoziationen: Schon bei Stalin und Mao wurden selbst linke Regierungskritiker als „Rechtsabweichler“ gebrandmarkt. Auslöser des aktuellen Furors ist lediglich eine Einladung Wagenknechts zu einem Wahlkampftermin der Linken-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt. Seitdem die unbotmäßige Genossin zu dem Termin angekündigt ist, fliegen die Fetzen bei den völlig gespaltenen Kommunisten. Steht am Ende des Auseinanderdriftens der Partei gar eine Abspaltung in einen linksnationalen und einen kulturmarxistischen Flügel? Sollte Wagenknecht mit ihren Getreuen die Partei verlassen, könnte die SED womöglich in ihre größte Krise seit dem Mauerfall schlittern.
„Flüchtlingsfeindliche Aussagen“ und ein „Blinken nach rechts“ wirft ein Landesvorstandsmitglied Wagenknecht vor. Besser als mit solchen Denunziationen konnte gar nicht belegt werden, wie richtig Wagenknecht mit ihrer Fundamental-Abrechnung am „Linksilliberalismus“ lag. Über diesen äußerte Wagenknecht erst kürzlich im „Welt“-Interview: „Das Grundproblem ist die Haltung – Wer nicht für mich ist, ist kein Andersdenkender, sondern ein schlechter Mensch. Das ist ein typisches Herangehen des linksliberalen Milieus: Wer für eine Begrenzung von Zuwanderung ist, ist ein Rassist. Wer CO2-Steuern kritisiert, ein Klimaleugner. Und wer die Schließung von Schulen, Restaurants und Fitnessstudios nicht für richtig hält, ein ,Covidiot‘.“ Es sind Worte wie diese, die die Partei aufschrecken und zu hysterischen Abwehrreflexen führen. Wie soll schon der österreichische Schriftsteller Karl Kraus gesagt haben? „Was trifft, das trifft auch zu.“
Spiegel online: „Linke rebellieren gegen Auftritt von Wagenknecht.“