FDP-Fraktion Baden-Württemberg vergleicht Äpfel mit Birnen und präsentiert sich wie Konzern-Lobbyist
Der FDP-Agrarexperte im Stuttgarter Landtag Dr. Friedrich Bullinger möchte auf das mögliche Verbot des Totalherbizids Glyphosat in der konventionellen Landwirtschaft mit einem Verbot von Kupfersulfat im Bio-Anbau antworten1 2 . Das ist weder liberal noch sachlich begründet.
Hierzu meint der agrarpolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion Udo Stein, MdL: ” Wider besseres Wissen vergleicht Bullinger hier Äpfel mit Birnen. Glyphosat ist ein Totalherbizid, das einen Acker so vollständig von Unkräutern säubert, dass auch Insekten und andere Kleinlebewesen ihrer Lebensgrundlage beraubt werden. Glyphosat ist das meistverkaufte Pflanzenschutzmittel in Deutschland mit einer Verkaufsmenge von 6.000 bis 7.000 Tonnen pro Jahr und findet sich mittlerweile in Wasser, Bier und Muttermilch.” Im Ausland wird Glyphosat auch zur Reifebeschleunigung und Abtötung erntereifer Weizen-, Linsen- und anderer Felder eingesetzt, um die Trocknung zu beschleunigen. Auch in Deutschland ist es für diesen Zweck in Ausnahmefällen immer noch erlaubt.”
Sehr begrenzter Einsatz im Biobereich
Demgegenüber werden Kupferverbindungen heute nur noch in stark verminderten Mengen eingesetzt. Bundesweit sind es unter 300 Tonnen pro Jahr3 , im Bioanbau streng limitiert bei drei bis sechs Kilogramm pro Hektar und überdies nur im Kartoffel- und Weinanbau. Die Pflanze hat einen Schutzmechanismus gegen zu hohe Kupferaufnahme. Die Metallverbindung wird aus dem Boden nicht ausgewaschen. Die Problematik besteht alleine in der lokalen Anreicherung im Boden, so durch die früher übliche Anwendung von bis zu 60 Kilogramm pro Hektar
Konventionelle Bauern verwenden ebenfalls Kupfer
In kritischen Jahren mit viel Niederschlag ist Kupfersulfat im Bioanbau das einzige Hilfsmittel, das vor einem Totalausfall im Wein- und Kartoffelanbau schützen kann. „Ein Verbot dieses traditionellen Hilfsmittels würde den Bioanbau mit all seinen sonst positiven Umweltwirkungen empfindlich zurückwerfen. Sollte das die Absicht der FDP sein“, fragt Stein. Geradezu skurril wird die Forderung der FDP jedoch, weil auch konventionelle Landwirte Kupfer einsetzen. Er wird als “Mikronährstoff” gedüngt4 , vor allem in Getreide, Zuckerrüben und Raps, mit bis zu fünf Kilogramm pro Hektar! „Dann müsste konsequenterweise auch dies verboten werden“, meint Stein.
Paradox: Biobauern sollen für konventionelle Landwirtschaft mitbezahlen
Bio-Landwirte verzichten auf leichtlöslichen Kunstdünger und zu hohe Gaben von Gülle und bringen keine Pestizide in die Umwelt aus. Mit erhöhtem Arbeitseinsatz, geringeren Erträgen und oft höherem Aufwand bei der Vermarktung bemüht sich die ökologische Landwirtschaft seit Jahrzehnten um bessere Lebensmittel und eine saubere Umwelt. Demgegenüber ist Glyphosat der Blockbuster der Agrochemie und ermöglicht monotone Fruchtfolgen, etwa den hohen Maisanteil für Biogas und Bullenmast im ganzen Land oder die Monokultur von Körnermais im Rheintal mit entsprechenden Auswirkungen wie Erosion, Nitratauswaschung oder Bodenverdichtung. Glyphosat ist vor allem die Voraussetzung für gentechnisch verändertes Saatgut, das nur im Zusammenspiel mit Glyphosat Sinn macht. Die europäischen Verbraucher lehnen gentechnisch verändertes Saatgut jedoch mit großer Mehrheit ab.
FDP versucht Ablenkungsmanöver zur Diskussion um Glyphosat
Udo Stein: „Der FDP-Agrarexperte verkennt vollkommen, dass die Verwendung von 300 Tonnen Kupfer im Jahr nicht zu vergleichen sind mit 6.000 Tonnen hochgefährlichen Glyphosats. Bullinger versucht sich ganz offensichtlich an einem leicht durchschaubaren Ablenkungsmanöver, das von der europäischen Diskussion um Glyphosat ablenken soll.“
3 http://kupfer.julius-kuehn.de/index.php?menuid=29&downloadid=3&reporeid=0
4 http://www.effizientduengen.de/files/mikronaehrstoffe.php
Generelle Informationen zum Thema “Glyphosat” finden Sie z.B. hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat
http://www.zeit.de/thema/glyphosat