Die Debatte an der Universität Oxford um „kolonialistische“ Klassiker hat offenbar das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) aufgeschreckt: Wie die Behörde am Donnerstag mitteilte, hat das Bundesamt die Anhänger der Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) und Johann Sebastian Bach (1685-1750) zu rechtextremen Verdachtsfällen erklärt. Zuvor hatten Wissenschaftler der britischen Universität Oxford gefordert, die Werke dieser Komponisten nicht mehr vorrangig zu behandeln. Es handle sich schließlich um „weiße europäische Musik aus der Sklavenzeit“; sogar die Notenschrift spiegele ein „kolonialistisches Repräsentationssystem“ (Quelle: https://www.bild.de/politik/ausland/politik-ausland/weisse-vorherrschaft-uni-oxford-will-lehrplaene-dekolonialisieren-75907056.bild.html).
Diese Diskussion hat nun den Verfassungsschutz sensibilisiert, der deshalb eine neue Abteilung für „kritisches Weißsein“ eingerichtet hat. Besitzer von entsprechenden Tonträgern können das staatsfeindliche Liedgut bei den Landesämtern für Verfassungsschutz abgeben, um einer nachrichtendienstlichen Beobachtung zu entgehen. Der Genuss einer Mozart-Schallplatte sei eine „Einstiegsdroge“ in den Rechtspopulismus, teilte die Behörde mit. Denn wer sich der deutschen Kultur derartig verbunden fühle, bemerke schneller die Geringschätzung der Bundesregierung für diese Kultur. Wenn man nichts unternehme, könne am Ende des bedenklichen Prozesses eine Wahl-Entscheidung für die AfD stehen.
Weil solche Tendenzen auch im privaten Bereich ein Problem sind, hat der Verfassungsschutz einen „Leitfaden zum Umgang mit Mozartisten und Grönemeyer-Leugnern in der Familie“ veröffentlicht. Unter einer Hotline können sich außerdem besorgte Bürger melden, die bei ihren Nachbarn oder Verwandten eine musikalische Radikalisierung beobachtet haben. Lob für die Entscheidung kam von der Grünen-Parteispitze: „Es wird deutlich, wie wichtig es war, dass personelle Veränderungen an der Spitze des Verfassungsschutzes vorgenommen wurden.“