„Dass ich das noch erleben darf…!“ – Generalmajor Kano Niere, Referatsleiter in der Abteilung Planung des Verteidigungsministeriums, ist nach seiner Begegnung mit Christine Lambrecht (SPD) immer noch perplex. Denn als ihm die Chefin heute Morgen auf dem Flur begegnete, passierte etwas Unvorhergesehenes: Sie hat ihn gegrüßt! „Frau Ministerin ist an mir vorbeigelaufen, hielt die Hand an die Schläfe und sagte: Guten Morgen, Herr General!“ Ungläubiges Raunen sei daraufhin durch die Büros gegangen. Dass Zivilisten eigentlich nicht mit der Hand zum militärischen Gruß ansetzen – geschenkt.
Nieres Irritation muss man verstehen: Kurz nach ihrem Amtsantritt auf der Hardthöhe hatte Lambrecht gefragt, ob sie sich nun die Dienstgrade der Bundeswehr etwa alle merken müsse. Wiederholt ist es vorgekommen, dass sie Generale und andere Dienstgrade – wahrscheinlich aus Angst, etwas Falsches zu sagen – lieber gar nicht grüßte. Ihre Vorgängerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte es ähnlich gehandhabt. Sie konnte sich immerhin noch die Dienstgrade Hauptmann, Major und Oberstleutnant merken. Denn Piloten bei der Luftwaffe bekleiden zumeist diese Dienstgrade und hatten deshalb häufiger mit der passionierten Vielfliegerin zu tun.
Zuletzt wurde im Verteidigungsministerium immer wieder moniert, dass Lambrecht eine absolute Fehlbesetzung in ihrem Amt sei. Die sogenannte feministische Außen- und Verteidigungspolitik der Bundesregierung trifft hier auf wenig Gegenliebe. Ist nun eine neue Zeit angebrochen? Niere ist vorsichtig optimistisch: „Ja, die Ministerin hat mich gegrüßt und auch korrekt angesprochen. Allerdings geben wir ihr dafür auch seit Wochen eine Hilfestellung.“ Wie der Generalmajor erklärt, hat der militärische Teil des Personals auf die Patzer Lambrechts reagiert und den eigenen Dienstgrad – zusätzlich zu den Abzeichen auf den Schultern – zur Sicherheit auch noch in Worten auf die FFP-II-Maske geschrieben.