Es sind Szenen, die in Deutschland eigentlich gar nicht passieren dürften, weil sie ethisch mit unseren Tierschutzvorstellungen vollkommen unvereinbar sind: Mitten im nordrhein-westfälischen Selm wurden in einem Fleischzentrum systematisch hunderte Tiere geschächtet, also bei vollem Bewusstsein geschlachtet. Dieser grausame religiöse Brauch ist in Deutschland eigentlich verboten. Ausnahmegenehmigungen gibt es in Nordrhein-Westfalen nicht – doch die Behörden versagten offenbar trotz jahrzehntelanger Hinweise. Tierschützer vom Verein „SOKO Tierschutz“ beschreiben schonungslos, welches Ausmaß das in Selm angerichtete Tierleiden hatte: „Die Schafe wurden brutal aufgeschlitzt und auf einen Haufen geworfen, Rinder kämpften blutend und an der Kette baumelnd um ihr Leben und brüllten vor Schmerzen.“ Es gibt also gute Gründe, warum die Methode in Deutschland nicht erlaubt ist.
Umso bedrückender ist es, wenn man bedenkt, dass der Landkreis bereits in den Jahren 2002 (!), 2009 und 2017 anonyme Hinweise zu den schlimmen Vorgängen in dem Betrieb erhielt – ohne Konsequenz. Steckt etwa eine in diesem Zusammenhang völlig unangebrachte Rücksichtnahme gegenüber religiösen Befindlichkeiten dahinter? Der Verein „SOKO Tierschutz“ erhebt jedenfalls schwere Vorwürfe, mutmaßt gar über Bestechung im Umfeld des Veterinäramts und sieht Behördenversagen „in einem Ausmaß, das aus unserer Sicht strafbar ist.“ Die Zustände seien „unübersehbar und bestens bekannt“ gewesen. Jetzt gilt es, konsequent aufzuklären – noch besser wären aber juristische Verschärfungen. Diesbezüglich fordert die AfD bereits in ihrem 2016 beschlossenen Grundsatzprogramm, dass Ausnahmeregelungen für Religionsgemeinschaften abgeschafft werden, sodass das Schächten nach dem Vorbild skandinavischer Länder noch konsequenter verboten würde. Dabei lehnt die AfD übrigens auch das Schächten mit vorheriger Elektro-Kurzzeitbetäubung ab, da die Tiere zwar beim Schnitt sediert sind, das Ausbluten jedoch bei vollem Bewusstsein erfolgt.
Tagesschau.de: „Illegales Schächten in Nordrhein-Westfalen.“