Während sich die mediale Aufmerksamkeit derzeit vor allem auf die massive CDU-Korruptionsaffäre konzentriert, geht ein anderer Skandal völlig unter – nämlich das miese Spiel des Gesundheitsministers mit dem 9.999-€-Dinner. So hoch soll die Spendensumme gewesen sein, die Jens Spahn sich offenbar von Unternehmern gewünscht hatte, mit denen er im Oktober bei Rotwein und Rinderfilet in Leipzig beisammensaß. Apropos Rotwein: Die Redewendung „Wasser predigen, Wein trinken“ hat Spahn offenbar wörtlich genommen, denn noch am Morgen des gleichen Tages warnte er im ZDF wegen der Corona-Pandemie vor sozialen Kontakten: „Wir wissen vor allem, wo es die Hauptansteckungspunkte gibt. Nämlich beim Feiern, beim Geselligsein, zu Hause privat oder eben in der Veranstaltung, auf der Party im Klub.“
Mit der Festlegung auf 9.999 Euro umging Spahn zudem die Pflicht der Dokumentation im Rechenschaftsbericht, die nach dem Parteienfinanzierungsgesetz ab einem Betrag von 10.000 Euro vorgesehen ist – eine regelrechte Verhöhnung des Gesetzes. Dabei müsste Spahn derzeit eigentlich beide Hände voll zu tun haben, um zu verhindern, dass seine Partei endgültig vom Korruptionssumpf verschlungen wird: Mehrere Unions-Abgeordnete sollen sich mit dubiosen Masken-Deals persönlich bereichert haben, zu Konsequenzen kommt es nur schleppend und unzureichend. Doch auch das wird Spahn sicherlich nicht davon abhalten, auch weiterhin Moralpredigten gegen die Bevölkerung zu halten. Denn wie heißt es in Heinrich Heines „Deutschland, ein Wintermärchen“, aus welchem auch die Redewendung „Wasser predigen, Wein trinken“ abgeleitet ist: „Sie sang das alte Entsagungslied / das Eiapopeia vom Himmel / womit man einlullt, wenn es greint / das Volk, den großen Lümmel.“
Focus.de: „Spahns viel kritisierte Corona-Gala stößt nun auch in der eigenen Partei auf Unmut.“