Er gehört zu den Urgesteinen der SPD und warnte häufig mit alarmistischem Zungenschlag vor vermeintlichen „rechten“ Tendenzen: Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Jetzt ist der als Moralapostel berüchtigte Sozialdemokrat seinerseits ins Visier der Jakobiner geraten. Nachdem Thierse in einem FAZ-Beitrag eine übertriebene linke „Identitätspolitik“ sowie die Intoleranz der „Cancel Culture“ kritisierte, wird er von führenden SPD-Politikern regelrecht gemobbt. Die Parteichefin Saskia Esken und ihr linksradikaler Vize Kevin Kühnert zeigten sich in einer Einladungs-Mail „beschämt“ über aktuelle Äußerungen, die natürlich „tief verletzend“ seien – offenbar soll damit Thierse gemeint sein. Die Distanzierung von Thierse fiel so scharf aus, dass er in einem Brief an Esken bereits seinen Partei-Austritt anbietet.