Seit dem 13. Oktober wird an verschiedenen Standorten des Onlinehändlers Amazon in Deutschland gestreikt. Die Gewerkschaft Verdi fordert den Abschluss eines Tarifvertrags, um den Gesundheitsschutz und die Sicherheit der Beschäftigten abzusichern. Darüber hinaus verlangt die Gewerkschaft eine Bezahlung der Belegschaft nach den Flächentarifverträgen des Einzel- und Versandhandels.
Dazu Joachim Paul, Mitglied des Bundesvorstandes: „Wir stehen an der Seite der Streikenden. Aufgrund des Lockdowns und dem zeitweiligen Wegfall lokaler Einkaufsmöglichkeiten, wurde Amazon zum großen Gewinner der Corona-Pandemie. Zahlreiche Regionen in Rheinland-Pfalz liegen im bundesweiten Vergleich der Onlinebestellungen pro Haushalt vorne. Den Löwenanteil dieser Bestellungen kann Amazon für sich verbuchen. Es ist angesichts der schlechten Lage des regionalen und lokalen Handels endlich an der Zeit, den Konzern und seine Arbeitspraxis kritisch zu beleuchten.“
Joachim Paul weiter: „Amazon steht nicht zum ersten Mal in der Kritik. Der Konzern weigert sich bereits seit Jahren, einen Tarifvertag abzuschließen und seine Mitarbeiter nach den Tarifen des Einzelhandels zu bezahlen. Dabei steht der Weltkonzern in direkter Konkurrenz zu unseren Einzelhändlern vor Ort. Auch wegen des oft genug fragwürdigen Umgangs mit Verkäufern auf dem ‚Marketplace‘, stand Amazon immer wieder in der Kritik – die Haftungsregeln und die rechtlichen Rahmenbedingungen bewirken eine große Abhängigkeit von Betrieben, die ihre Waren bei Amazon anbieten. Auch seine Steuerunterlagen veröffentlicht der Konzern weitgehend intransparent. Diese Geschäftspraxis ist fragwürdig und gibt Anlass zur Kritik. Die Diskussion um die Einführung einer Digitalsteuer, die zum Beispiel auf Werbeeinnahmen großer Onlinekonzerne wie Google, Facebook oder eben Amazon erhoben werden könnte, sollte angesichts dieser Entwicklungen wieder auf die politische Agenda.“